Fuesse

von Anja Maria Franz-Röhrig

Proaktives Denken und Handeln ist eine wichtige Komponente, um geistig gesund durch eine Krise zu kommen. Rettungsschwimmer kennen das Phänomen: Gerät ein Mensch im Wasser in Not und droht zu ertrinken, ist die typische Reaktion, hektisch und wild um sich zu schlagen. Sein Aktionismus macht es Helfern oft unmöglich, ihn zu retten.

Anders fatalistische Menschen, sie sehen sich außerstande auf das Erfahrene oder Erlebte zu reagieren. Sie können sich zu nichts aufraffen. Sie begeben sich in ihr Schicksal, ohne dies zu hinterfragen. Meist führt das dazu, dass sie länger in der Situation verharren als notwendig. 

Die dritte Haltung ist die Proaktivität. Der Wiener Psychiater und Arzt Viktor E. Frankl (1905-1997) führte den Begriff 1946 erstmals in die Psychologie ein. In dieser Haltung hat ein Mensch das Kommende im Blick. Er nimmt eine aktive und initiative Rolle ein. Er steuert selbstverantwortlich seine Reaktionen auf die Krise. Er versteht sein Verhalten nicht als das Ergebnis der Umstände, selbst wenn er diese nicht ändern kann. Sondern er lebt in dem Bewusstsein, dass sein Handeln das Ergebnis von zielgerichtetem und bewusst getroffenen Entscheidungen ist.

Das ist eine hundertachtzig-Grad Wende im Gegensatz zu den vorherigen Haltungen. Denn der proaktiv handelnde Mensch bleibt nicht stecken im „RE“-petitieren von Gewesenem, sondern nimmt seinen Ausgangspunkt im „Pro“-gnostizieren von Zukünftigem, im Intuieren von dem, was erreicht und geschaffen werden soll. 

Solche Menschen, sind ihre eigenen Wettermacher. Deshalb gilt die Proaktivität heute auch als eine der 7 Säulen der Resilienz (psychischen Widerstandskraft). 

Als kleines, humorvolles Beispiel für proaktives Handeln mag der Clip des Italieners Francesco Barberi Negra gelten. Er wollte seine Freunde aufmuntern. Das Video ging ohne sein Wissen viral und er schaffte es damit in die New York Times: